Der Vorbereitungsdienst - Arbeiten am Limit wie bei den Fahrern der Tour de France?
Am 19. Juli 2023 konnten 60 GrundschullehrerInnen und 100 Sekundarlehrkräfte des Seminars Weingarten GWHRS nach 18 Monaten Vorbereitungsdienst in einem Festakt stolz ihre Abschlusszeugnisse in Empfang nehmen. Einige von ihnen wurden anlässlich dieser Feier von persönlichen „Ehrengästen“ begleitet, so dass sich in Summe knapp 300 Personen zur Abschlussfeier des Kurses 2022 eingefunden hatten.
Geschafft! Nach etwa sechs Jahren Ausbildung - in der ersten Phase an den Pädagogischen Hochschulen des Landes Baden-Württemberg sowie in der zweiten Phase zwischen Seminar und Ausbildungsschule pendelnd - durften nun „fertige“ Lehrerinnen und Lehrer verabschiedet werden, die in den Schulen schon sehnlich erwartet werden.
Zum letzten Mal nach 14 Jahren der geistlichen Begleitung der Lehrerausbildung am Seminar Meckenbeuren / Weingarten leitete der Evangelische Schuldekan Frank Eberhardt den Festgottesdienst in der Basilika.
Im Rahmen des Festakts in der Aula der Pädagogischen Hochschule begrüßte Seminarschulrätin Tamara Harbrecht anschließend die jungen Kolleginnen und Kollegen („LehramtsanwärterInnen – das waren Sie einmal!“) und führte souverän durchs vielfältige Programm.
Seminarschulrätin Monika Schellhaase zog in ihrer Abschiedsrede für die scheidenden KollegInnen einen Vergleich zwischen dem Vorbereitungsdienst und der aktuell stattfindenden Tour de France:
Gemeinsam ist die große Leistung: in drei Wochen 3404 gefahrene Kilometer auf dem Fahrrad bei der Tour de France bzw. in achtzehn Monaten zirka 3000 Arbeitsstunden zwischen Schreibtisch und Klassenzimmer. Die Etappen sind unterschiedlich: mal 130 Kilometer, mal 220 Kilometer, mal mit langen und steilen Anstiegen, mal eher eine angenehme Streckenführung. Gemeinsam ist beiden auch, dass es kaum Erholungsphasen gibt: An den zwei Ruhetagen der Tour wird dennoch leicht trainiert und in den Ferien stehen Nach- und Vorbereitung von Unterricht und Seminarinhalten sowie das Schreiben der Hausarbeit an.
Trotz einer gewissen Vergleichbarkeit bleiben entscheidende Unterschiede: Ungefähr ein Viertel der knapp 200 Radfahrer, die dieses Jahr im Baskenland gestartet sind, wird vermutlich nicht in Paris ankommen. Am Seminar sind LehramtsanwärterInnen, die ihren Vorbereitungsdienst frühzeitig beenden, die absolute Ausnahme. Wir am Seminar vergeben nicht verschiedenfarbige Trikots für herausragende Teilleistungen: das Gelbe für den Zeitbesten, das Gepunkteten für den Fahrer mit den besten Bergwertungen oder das Weiße für den besten Fahrer unter 25 Jahren. Die Abschlusszeugnisse haben alle in der gleichen Farbe. Und das Wichtigste: Im Ziel gibt es nicht nur einen Gesamtsieger, der gefeiert wird und eine große Siegprämie erhält. „Sie alle, die Sie das Abschlusszeugnis in Ihren Händen halten werden, sind Sieger!“
Beeindruckend war die Vielfältigkeit des musikalischen Rahmenprogramms der Feier, gestaltet von der Fachdidaktikgruppe Musik des Kurses 2023.
Angemessen feierlich war im Anschluss an den Festakt auch der Sektempfang in den Gängen des Schlossbaus der Hochschule. Hier gab´s reichlich Möglichkeiten der Stärkung und des abschließenden persönlichen Danks.
Keine Frage: Eigentlich bräuchte unser Land dringend noch mehr motivierte junge Lehrkräfte. Aber es ist schön, zu spüren, mit welch einer Dynamik und freudigen Zuversicht diese 160 jungen Kolleginnen und Kollegen an den verschiedensten Schulen in den Lehrerberuf starten: „Die Schulen im Ländle und anderswo können sich glücklich schätzen, Sie als neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu bekommen!“
Dr. M. Schnitzler
